I like to move it move it

Die Mehrheit der Menschen glaubt leider, dass Dicksein alleine reicht, um quasi todkrank zu sein. Dass dem nicht so ist, weiß jeder dicke Mensch, der gesund ist, und jeder dünne, der krank ist. Aber nun gut. Wie leicht man etwas für seine Gesundheit tun kann, ohne sich dabei Diätterror und Hungerregimen zu unterwerfen, zeigen diverse Studien, die netterweise allmählich auch in den Medien ankommen. Das Zauberwort für ein gesundes Leben (sofern wir das beeinflussen können), lautet nicht „abnehmen“, sondern „bewegen“.

Nochmal ein leider: Die meisten glauben, „bewegen“ hieße: unter einem Marathonlauf lohnt sich eh nix. Blödsinn. In der „Nudeldicken Deern“ zitiere ich die Bewegungspyramide, die besagt, dass 30 Minuten Bewegung täglich schon ausreichen, um fit zu bleiben. Und mit „fit“ meine ich nicht den Triathleten von nebenan, sondern uns Zivilisationspuschel, die es in hunderten von Jahren geschafft haben, die Bewegung aus dem Alltag zu verbannen – weswegen wir sie jetzt wieder reinkriegen sollten.

Nochmal: Diese 30 Minuten müssen nicht mit Gewichtheben im Fitnessstudio verbracht werden. Es reicht, ein paar Stationen früher aus dem Bus auszusteigen. Mal die Treppen zu nehmen anstatt den Fahrstuhl. In der Mittagspause und abends ein kleiner Spaziergang um den Block. Zum Einkaufen zu Fuß gehen. Wenn du einen Hund hast, ist dein Fitnessprogramm auch schon erledigt.

Regan von „Dances with Fat“, meinem erklärten Lieblingsblog, wenn es um Fetthysterie und die angeblich so schlimme Adipositas-Epidemie geht, erläutert das ganze nochmal ausführlicher. Sie zitiert außerdem eine Studie, die die Mortalitätsrate und den Fitnesslevel in Beziehung setzt. Ihr Ergebnis: schlanke und fitte Männer haben fast die gleiche, niedrigere Sterbewahrscheinlichkeit (seltsames Wort) wie dicke bzw. stark übergewichtige und fitte Männer. (Ich hoffe mal, für Frauen gilt dasselbe.) Was die Mortalitätsrate nach oben gehen lässt, ist nicht alleine das Gewicht, sondern der Fitnesslevel.

Und einen schicken Film gibt’s auch noch zum Thema, in dem die weiteren Vorzüge von Bewegung erläutert werden: Niedrigere Depressionsraten gehören auch dazu, was jede/r bestätigen kann, der oder die mal die Endorphine genossen hat, die sich einstellen, wenn man lustvoll schwitzt. Womit ich zum entscheidenden Punkt komme: Für viele Dicke ist Bewegung eine Strafe. Wir haben so oft Diäten gemacht, in denen Sport nur dazu diente, Kalorien zu verbrennen. Seitdem ich mich freiwillig bewege, ist Sport wieder das, was er sein soll: unglaubliche Freude. Eben das Endorphin-High, wenn mir der Schweiß den Nacken runterläuft, wenn ich auf meinem Laufband unterwegs bin (walkend, nicht joggend). Ich freue mich darüber, was mein dicker Körper alles kann, denn ihm wird von der Gesellschaft gerne bescheinigt, nicht viel zu können. Blödsinn. Er trägt mich. Er fordert mich. Er beschützt mich vor dusseligen Bewegungen, indem er mir mitteilen kann, was ihm gut tut. Und inzwischen höre ich wieder auf ihn. Anstatt ihn zu ignorieren, wenn er mir sagt, ich mag heute nicht rennen, gönne ich ihm einen Tag Pause, verwöhne ihn mit gutem Futter und freue mich darauf, dass er morgen wieder bewegt werden will.

Lustvolle Bewegung ist ein ganz anderer Schnack als das beknackte „Ich muss mal wieder zum Sport“ oder „Ich sollte wirklich mal wieder was für mich tun“, was man so gerne hört, wenn Frauen sich über Essen unterhalten. Jetzt zur Adventszeit, wo in jeder Büroküche kiloweise Kekse liegen, kann man diesem Quatsch kaum noch ausweichen. Nimm dir nen Keks. Genieß ihn. Genauso wie du es genießen kannst, im Schnee spazieren zu gehen. Oder durch Laubhaufen zu rennen. Oder mit deinen Kindern Schlittenhügel zu erklettern. Jede Bewegung ist gut, und jede Bewegung macht Spaß, wenn man sie nicht als Mittel zum Zweck des Kalorienverbrennens ansieht, sondern als kleine Party für den Körper und die Seele.