Bridesmaids

Ich versuche ab und zu, euch Filme oder Fernsehsendungen vorzustellen, in denen dicke Frauen mal NICHT die ganze Zeit damit beschäftigt sind, sich scheiße zu finden oder abzunehmen. „Bridesmaids“ hat mir zwar nicht so riiiichtig gut gefallen, aber eine der Figuren darin sehr. Megan wird von Melissa McCarthy gespielt, die sich letztes Jahr einen Emmy abholen durfte für ihre Rolle in „Mike & Molly“, eine Sitcom, in dem oh mein Gott ein dicker Mann und eine dicke Frau die Hauptrollen spielen. Blöderweise spielt diese Sitcom sehr oft mit den Klischees, dass wir Dicke nur ans Essen denken oder den ganzen Tag zu Selbsthilfegruppen rennen wie Overeaters Anonymous. Deswegen ist die Serie nicht so ganz mein Liebling. Dann schon eher „Bridesmaids“. Für ihre Rolle in diesem Film ist McCarthy für den Oscar nominiert, der Ende Februar vergeben wird. Ich drücke die Daumen.

So schön ich es finde, dass ausschließlich Frauen die Hauptrollen in dieser Buddy-Komödie spielen, so dämlich finde ich es, dass sie genau so dusselig und überzogen reagieren wie in den derzeit angesagten Buddy-Komödien. Genau deswegen kann ich die nämlich nicht ertragen. In 30-minütigen Serien-Set-ups wie The Office oder Up All Night finde ich es unterhaltsam, wenn die Portagonist_innen sich in Situationen manövrieren, die vor Peinlichkeit nur so stotzen. Auf zwei Stunden ausgedehnt, zerrt es ungemein an meinen Nerven. Bei Jungs allerdings mehr als bei Mädels, weil erstere gerne in Sexismen baden (Männergespräche, nudge-nudge).

In Bridesmaids (Brautalarm) wird „lustig“ gekotzt, gekackt und nebenbei eine Hochzeit geplant, was eigentlich egal ist, denn wir konzentrieren uns auf die Hauptfigur Annie, die gerade ihre Bäckerei in den Sand gesetzt hat, aus ihrem Appartement fliegt und wieder bei ihrer Mama einziehen muss und sich von einem Kerl ficken lässt, den sie bei klarem Verstand nur scheiße finden kann („but he’s so cute“). Wenn wir nur bei Annie geblieben wären, wäre wahrscheinlich ein banaler Chick-Flick dabei rausgekommen, den ich ähnlich zwiespältig gesehen hätte. So kann sie sich immer noch an ihrer direkten Konkurrentin um den Titel „Beste Freundin der Braut“ abarbeiten, was zu oben angesprochenen peinlichen Situationen führt. War alles okay, aber irgendwie total egal.

Was allerdings nicht egal war, war Melissa McCarthy als Megan, die als komplett gegen den Strich gebürstete Frau (vulgo: dick, ohne Make-up und unfeminin gekleidet) allen die Show stiehlt. Sie hat die besten Dialoge und ist die einzige Figur, die weiß, wer sie ist und was sie will. Und das kriegt sie dann auch immer. Als Nicht-Klischee. Das nehme ich mir mal als Botschaft mit.

Der Bechdel-Test:

1. Es müssen mindestens zwei Frauen mitspielen, die
2. miteinander reden
3. und zwar über etwas anderes als Männer.

Es spielen weitaus mehr Frauen mit als Männer, und sie reden miteinander auch über Freundschaften und ihr Leben, aber blöderweise ist das Set-up eben eine Hochzeitsplanung, und deswegen kommen wir um die Kerle nicht ganz rum. Und ich nehme es dem Film ziemlich übel, dass Annies größtes Problem ihr Liebesleben und nicht ihre Arbeits- oder Wohnsituation ist.

Bechdel-Test bestanden: ja, doch, schon.